Nur im kreativen Austausch mit den verschiedenen Autoren, aber auch mit den Verlegern Johann Theodor De Bry und Lucas Jennis kann es Merian und seinen Künstlerkollegen gelungen sein, den Texten der Alchemie ein äquivalentes und zeitgemäßes Antlitz oder überhaupt das erste Mal ein Bild zu geben. In summa war die kreative Trias aus Verleger(n), Autor und Illustrator(en) für den Erfolg der Publikationen verantwortlich. In schwindelerregender, geradezu katalysatorhafter Geschwindigkeit modellierten die ‚Teamworker‘ einen neuen Bildcorpus, der wiederum seinerseits umgehend rezipiert, wiederholt oder umgedeutet wurde.
Merian durchforstete die älteren Publikationen der beiden Verlage und fand Vorlagen für seine Bildaufträge, aber auch De Bry, der selbst Kupferstecher war, war um die Weiterentwicklung und Verbesserung der Bilder interessiert. Den üblichen Gepflogenheiten entsprechend verwendete Merian einmal gefundene Figurentypen oder Motive in unterschiedlichen Kontexten. Schon Lucas Wüthrich fiel auf, dass die Landschaftsvedute von Berck am Neckar in einer Pictura der Atalanta fugiens zu erkennen ist. Lucas Jennis veranlasste außerdem einzelne Titelblätter mehrfach zu verwenden, wobei man lediglich die Titelei austauschte. Den Höhepunkt der Effizienzstrategien und Mehrfachverwendung bildete mit Sicherheit die Herausgabe des Viridarium / Chymisches Lustgärtlein, eines Florilegiums verschiedener alchemischer Bildfolgen. Bestückt mit neuen Versen, die weitaus knapper als die ursprünglichen Textkontexte ausfielen, kamen die Bilder nochmals zur Anwendung.
Stöbern im alchemischen Motivschatz
Transformation der Aristoteles Figur im Titelblatt Alchymia zu Daniel Sennerts Alchemist weiterlesen…
Ikonographie des chymischen Baums
Der chymische Baum, in: Vier Tractätlein Fr. Basilii Valentini, Tractat 1, S. 28, in: Johannes Rhenanus (Hermannus Condeesyanus) (Hg.), Dyas chymica tripartita, Frankfurt: Lucas Jennis 1625, UB Frankfurt, Sign. 8º P 194.6015 Nr. 1 weiterlesen…
Matthäus Merian d.Ä. nach dem Entwurf von Johann Theodor de Bry, Titelblatt für Caspar Bauhin, Theatrum Anatomicum, Bd. 2, Frankfurt: Johann Theodor de Bry 1621, UB Frankfurt, Sign. 4° R 171.1487
Als es 1620/1621 zur zweibändigen Neuauflage des bauhinschen Theatrum Anatomicum von 1605 kam, war es Matthäus Merian d.Ä., der die Druckplatte für das Titelblatt für Text- und Tafelband überarbeiten durfte. weiterlesen...
Vom Schönsten das Beste – Effizienzstrategien, Mehrfachverwendung und Umdeutung
Merian transformiert Berck am Neckar zur Alchemischen Landschaft
Matthäus Merian d.Ä., Berck am Neckar (Bellerophon), in: Novae regionum aliquot amaenissimarum delineationes. Ex naturali locorum. Positu de sumptae, et aeri incisae. Per Mattheum Merianum Basiliensem, Straßburg: Peter Aubry 1624, Radierung weiterlesen…
Titelblatt für Daniel Stoltzius von Stoltzenberg, Viridarium Chymicum figuris cupro incisis adornatum, et poeticis picturis illustratum […], Frankfurt: Lucas Jennis 1624, Stiftung der Werke von C.G. Jung (Zürich), Sign. CE 24
Titelblatt für Daniel Stoltzius von Stoltzenberg, Chymisches Lustgärtlein / Mit schönen in Kupffer geschnittenen Figuren […], übers. von Daniel Meißner, Frankfurt: Lucas Jennis 1624, SBB – PK, Sign. Mu 3171
Daniel Stoltzius von Stoltzenberg (1600-1644) entdeckte im Jahre 1622 bei Lucas Jennis, dem Verleger seiner ersten Epigrammsammlung Trias Hexastichorum, eine Reihe alchemischer Kupferstichserien, welche bereits in verschiedenen Publikationen des Verlages gedruckt worden waren. weiterlesen…
Titelblatt Antidotarium wiederverwendet
Matthäus Merian d.Ä., Titelblatt für Antidotarium, Frankfurt: Lucas Jennis 1620 mit anderem Titelfeld wiederverwendet für Hydrolithus Sophycus, seu Aquarium sapientum, Frankfurt: Lucas Jennis 1625, als Adligat in Musaeum hermeticum weiterlesen…
Transformationen des Natura- und Alchemia-Motivs bei Merian
(1) Matthäus Merian d.Ä., Integræ Naturæ speculum, Artisque imago (Detail), in: Robert Fludd, Utriusque cosmi maioris scilicet et minoris metaphysica, physica atqve technica historia, Oppenheim: Johann Theodor de Bry 1617ff, Bd. 1 (Tomus primus, Tractatus primus) De macrocosmi structurae ejusque creaturarum originis historia,1617, S. 4-5 (Doppelseite), UB Frankfurt, Sign. Occ. 37; (2) Matthäus Merian d.Ä., Alchemische Weltlandschaft (Detail), in: Johann Daniel Mylius, Opus medico-chymicum, Frankfurt: Lucas Jennis 1618/20, hier Bd. 3, 1618, weiterlesen…
Die Rezeption der merianschen Alchemica illustrata in der Malkunst
Drei Fragmente einer Gemäldeserie nach Radierungen von Matthäus Merian d.Ä. in Michael Maier, Atalanta fugiens, Oppenheim: Johann Theodor de Bry 1617/18, 17. Jahrhundert, norddeutscher Raum(?), Öl auf Eichenholz, ca. 24,5 x 46 cm, Bibliotheca Philosophica Hermetica, Amsterdam (ohne Signatur)
In der Kunstgeschichte der Emblembücher war es keine Seltenheit, dass die Bildkompositionen der Picturae in anderen emblematischen Werken, in autonomen Einzelblättern oder auch in der Malerei Wiederverwendung fanden, sei es im gleichen Zusammenhang oder auch völlig losgelöst von der ursprünglichen Thematik. weiterlesen…
Weiterentwicklung von Motiven
Matthäus Merian d.Ä., Rahmenmedaillon mit vierbrüstiger Natura, Detail von Titelblatt Musaeum Hermeticum, Frankfurt: Lucas Jennis 1625, UB Frankfurt, Sign. 8° P 194.6013
Das eindrückliche Icon von Emblem XLII aus Maiers Atalanta fugiens transformiert Merian einige Jahre später in ein Rahmenmedaillon auf dem hochkomplexen Titelblatt für das Musaeum Hermeticum weiterlesen…
Transformation der Atalanta fugiens in ein illuminiertes Buch
Französische Übersetzung und Kopie von Michael Maier, Atalanta fugiens, Oppenheim: Johann Theodor de Bry 1618, Illuminierte Handschrift, Frankreich (?), 17. Jh., Ms. Manly Palmer Hall 170, Box 27, unpaginiert, Los Angeles, Getty Research Institute
Im 16. bis zum 18. Jahrhundert war es typisch, die gedruckten Versionen von alchemischen Handschriften mit vereinfachten oder manchmal sogar verbesserten Abbildungen zu reproduzieren. Viel seltener aber gibt es die Übertragung von der Druckschrift in das Medium des illuminierten Manuskriptes. weiterlesen…
Vom langen Nachleben der Alchemiker-Porträts
Rezeption Porträt Robert Fludd in verschiedenen Porträtwerken
Kopie nach dem Stich von Matthäus Merian d.Ä., Robert Fludd – alias de Fluctibus, in: Roth-Scholtz, Friedrich (Hrsg.): Icones Virorum omnium ordinum eruditione […] de Republica litteraria […] optime meritorum. Pars Prima. – Nürnberg/Altdorf: Johann Daniel Taubers Erben 1725, HAB Wolfenbüttel, Sign. Uo 4° 42 (1), (fol.16), hier gezeigte Abbildung aus der Porträtsammlung der HAB Wolfenbüttel, Inv. Nr. I 4309 weiterlesen…
Die Rezeption der Frankfurter Alchemica illustrata im Medium der Bauskulptur
Das alchemische Bildprogramm an der Ratsapotheke in Lemgo (1612)
Sein außergewöhnliches Bildprogramm hebt den Erker der Ratsapotheke von Lemgo aus der Menge vergleichbarer Bauwerke hervor. Der umlaufende Fries mit den Bildnissen berühmter Naturforscher, Alchemisten und Ärzte seit der Antike ist einzigartig. Porträts von Alchemisten erschienen oft in Handschriften und Druckwerken, deren Autoren und Leser sich nicht selten in arkanen Zirkeln bewegten und jene Bilder wohl meist im Verborgenen betrachteten. weiterlesen…