IV. Hexenwelt der Zaubereÿ und wundertätige Einhörner

Die faszinierende Gegenwelt zur Magia naturalis – auch weiße Magie genannt – bildete in der Merianzeit die Welt der schwarzen Magie und Zauberei. Diese bot erstaunliche Möglichkeiten für vielfältige kulturelle Praktiken und Formen der Projektion. Etwa entstand eine große Anzahl von Hexenbildern unter anderem auch, um erotische Themen zu bedienen. Hexen und Zauberer ließen sich auf einen Pakt mit dem Teufel ein. Die Naturmagier der Renaissance beriefen sich bei der Ausübung ihrer Praktiken in der Tradition Marsilio Ficinos, Agrippa von Nettesheims oder Giambattista della Portas hingegen vorrangig auf die Kräfte der Natur. Nur die abzulehnende Zauberei paktierte mit dunklen Mächten und fügte anderen Schaden zu. Die Gelehrten der Alchemie rieten daher überwiegend davon ab, mit Geistern und Dämonen in Kontakt zu treten, sich gar mit ihnen einzulassen. Dennoch verschwammen die Grenzen zwischen den Sphären, schließlich bildete das Gebiet der Engels- und Totenbeschwörung eine traditionsreiche und vieldisktutierte Unterkategorie frühneuzeitlicher Magie. Der Arztalchemist und Theosoph Robert Fludd berichtete beispielsweise in seiner Schrift Anatomiae Amphitheatrum über dämonische Täuschungen und setzte sich mit der Hexenmagie auseinander. John Dee, Astrologe, Alchemist und Christ, wurde bekannt durch seine zeremoniale Astralgeister- und Engelsmagie, die ihn bis an den englischen Hof brachte.
Überaus interessant scheint bei der Betrachtung dieser okkulten Strömungen, dass dem Frankfurter Exemplar der Dyas chymica tripartita die berühmte Schrift Von Zauberey und Zauberern beigebunden ist (in einer Ausgabe von 1629>). Wer war der bibliophile Liebhaber, der reich illustrierte Abhandlungen über Iatrochemie, Alchemie und Theosophie mit einem Traktat wider die Hexenverfolgung kombinierte? Zu denken wäre an eine Person aus dem elitären Kreis der enzyklopädisch gebildeten Kunst- und Wunderkammerbesitzer. Hier wurde die (alchemische) Wirksamkeit der medizinischen Wunder- und Heilkraft des Einhorns ebenso diskutiert, wie man exotische und enzyklopädische Arteficialia studierte.

Matthäus Merian d.Ä. nach einem Entwurf von Michael Herr, Zaubereÿ, Frankfurt am Main oder Nürnberg 1626, 288×334 mm, signiert Michael Herr invent und M. Merian fecit, 1626, British Museum, Nr. 1880,0710.388

Die Radierung nach dem Entwurf des Nürnberger Malers und Kupferstechers Michael Herr (1591-1661) trägt den Titel Zaubereÿ und zeigt in vielen Details den Ablauf eines Hexensabbats. weiterlesen…

Merians Ikonographie der Zaubereÿ mit enzyklopädischem Anspruch (Autor: N.N.)

Hexenbilder um 1600


hier gezeigt Frans II. Francken, Hexenversammlung, 1607 datiert, 56 x 83,5 cm, bez. links unten: DEN. JON fransis franckeN / fecit et INtor / 1607, Kunsthistorisches Museum Wien, Gemäldegalerie weiterlesen…


Wundertätige Einhörner

Matthäus Merian d.Ä., Illustrationen für Laurent Catelan, Ein schöner newer historischer Discurs von der natur, tugenden, eigenschafften, und gebrauch des einhorns, übersetzt und herausgegeben von Georg Faber, Frankfurt: Lucas Jennis 1625, UB Frankfurt, Sign. 8° R 180.3165

Im Jahre 1624 in Montpellier erschienen, kam die Verteidigungsrede zur Wirksamkeit der medizinischen Wunder- und Heilkraft des Einhorns bereits 1625 in deutscher Übersetzung heraus. weiterlesen…

Matthäus Merian d.Ä., Hirsch und Einhorn, Emblem III, in: Lambspring. Das ist: Ein herzlicher Teutscher Tractat vom Philosophischen Steine, in: Johannes Rhenanus (Hermannus Condeesyanus) (Hg.), Dyas chymica tripartita, Frankfurt: Lucas Jennis 1625, S. 93, UB Frankfurt, Sign. 8° P 194.6015 weiterlesen…